Marius Cavin - Circus Artist
Diabolo & Akrobatik
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The Truth...?
„The Truth…?“ – ein akrobatisches Zirkusstück über Ordnung, Zufall und die Frage nach dem Unverrückbaren
Das Publikum tritt ein. In den Händen ein Blatt Papier, darauf feine Linien, scheinbar bedeutungslos – oder doch ein verborgener Plan? Vor ihnen: eine kleine, halb aufgebaute Rundbühne, dahinter ein schwarzer Vorhang. In der Mitte: ein eiserner Stuhl ohne Lehne. Still. Wartend. Bedeutungsvoll.
Unter der Bühne rüttelt das Leben: das Jaulen einer Bohrmaschine, aufsteigender Rauch, das Klopfen auf Metall – wird hier etwas erschaffen? Oder fällt gerade alles auseinander?
Dann erscheinen sie. Zwei Gestalten wie aus einem vergessenen Comic. Man könnte schwören, sie seien Brüder – oder doch nur Gegenpole im selben Universum? Der eine scheint zu wissen, was er tut. Er hat einen Plan und eine feste Vorstellung des Richtigen – und der Weg dorthin liegt klar vor ihm. Der andere stolpert durch das Jetzt, folgt Impulsen – scheinbar sinnlos und doch nie ohne Wirkung.
Alles bereit. Die Show könnte beginnen. Wäre da nicht dieser Stuhl, der im Weg steht. Einer rückt ihn ein wenig zur Seite, bereit, sich hinzusetzen – der andere erstarrt, entsetzt über die drohende Unordnung. Alles nur ein absichtsloser Impuls? Oder doch eine Infragestellung der Ordnung? Für den Planenden ist das der Anfang vom Ende: ein Blick, ein Zögern – und schon beginnt ein wortloser, slapstickhafter Kampf um Kontrolle, Bedeutung und die große Ordnung der Dinge.
Und so geht es weiter: ein wilder Tanz aus Akrobatik, Humor und Chaos. Diabolos zerfallen in der Luft, eine Gitarre wird von einer Bohrmaschine zum Klingen gebracht, der Stuhl – nur an einem Bein befestigt – wird an einem Mast in luftige Höhen getragen und schwankt zwischen Scheitern und Erleuchtung. Die beiden Charaktere klettern, stolpern, straucheln, stören einander – und kreieren gerade dadurch ein fragiles Gleichgewicht aus Intuition und Kalkül.
Und dann ist da auch noch dieses Blatt Papier. Anfangs wirr und bedeutungslos. Doch gefaltet beginnen die Linien sich zu verbinden, das Unverständliche verwandelt sich, offenbart plötzlich Struktur. Eine Anleitung? Eine Offenbarung? Oder einfach nur das, was entsteht, wenn Gegensätze sich berühren? Klar ist nur: Es lässt den einen springen – und plötzlich ist nichts mehr wie vorher.
„The Truth…?“ ist keine Suche nach der einen Wahrheit. Vielmehr ein Spiel mit der Idee, dass es sie vielleicht gar nicht gibt – zumindest nicht als Besitz. Einer der beiden verkörpert jene, die behaupten, sie zu kennen: die Mächtigen, die Planenden, die Wissenden. Der andere stellt nichts in Frage, nimmt alles so hin – aber bringt mit jedem unbedachten Schritt alles ins Wanken. Und öffnet dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – neue Türen und Wege.
Zwischen Clownerie, wilder Akrobatik und poetischem Chaos entfaltet sich eine Geschichte, die keine Antworten gibt – sondern Raum schafft. Für neue Möglichkeiten, für das Widersprüchliche, das Entstehende, das noch nicht Gewusste.
Dieses Stück ist eine Einladung, die Wahrheit als etwas Bewegliches zu begreifen. Als etwas, das entsteht – irgendwo zwischen Kontrolle und Zufall, Plan und Störung, Struktur und Spiel.
Also: nicht festhalten. Loslassen. Genießen. Und mitfliegen.



